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SUITE HABANA

SUITE HAVANNA

Fernando Pérez, Cuba 2003

80 Min., Dokumentarfilm, 35 mm, Farbe


SUITE HAVANNA ist eine Liebeserklärung an eine Stadt und ihre Bewohner - und an das Kino.


Ein Tag in Havanna: 24 Stunden Alltag ganz unterschiedlicher Menschen in unterschiedlichen Arbeitsfeldern. Ein Mann steht in einer Fabrik und kontrolliert den Fertigungsprozess; ein kleiner behinderter Junge wird von seiner Großmutter zur Sonderschule gebracht – die Gebäude sind verfallen, am Ende der Straße am „malecón“, Havannas langer Strandpromenade, schlagen die Wellen zornig gegen die Mauern. „Suite Havanna“ zeigt ungewohnte Bilder der kubanischen Hauptstadt, fast kalt und gegen die gängigen Klischees. Wo sonst musikalischer Frohsinn dekadenten Charme vermittelt, wird hier verlangsamt und eine fast irreale Atmosphäre erzeugt. In Fernando Pérez Film dominieren nicht die alten amerikanischen Limousinen und keine langen Fahrten durch die pittoreske Oberfläche einer ebenso faszinierenden wie verfallenden Metropole im Umbruch.

Wolfgang M. Hamdorf in: Filmdienst Nr. 23 2004


Lenin und Lennon in Havanna

Fernando Pérez und Suite Habana ist in der Tat ein Phänomen, er schafft es nicht nur, dass die gesamte Kritikerschar von Kubas Parteimedien sich in Lobeshymnen über diesen neuen Meilenstein des kubanischen Kinos überschlagen, nein, er findet darüber hinaus auch, dass die Lesart, in der ein gemäßigter Oppositioneller wie Juan den Film sieht, durchaus auch mit seinen Intentionen vereinbar ist

"Eines Tages kam Raúl Pérez Ureta - mein Kameramann seit Madagascar - hierher, um Havanna mit einem sehr starken Teleobjektiv vom Fenster aus zu filmen, während eines ganzen Tages. Das war in einer frühen Projektphase von Suite Habana, und wir begannen um fünf Uhr morgens, bei totaler Dunkelheit, und hörten nachts um zehn auf, wieder bei völliger Finsternis".

Fernando Pérez wohnt in Cerro, einem Stadtteil am Rande von Havannas Zentrum, einer Gegend, die weder touristisch vermarktbar, noch spektakulär arm oder verfallen ist - einem Viertel, wie es in Kubas riesiger Zweimillionenmetropole einige Dutzend gibt. Die Wohnung des Filmregisseurs befindet sich im 15. Stock eines markanten Hochhauses an der Kreuzung der Straßen Manglar und Infanta, und das Bild, das sich von hier oben aus bietet, kann man nicht anders als atemberaubend bezeichnen. Es mag pathetisch oder kitschig klingen, doch man kann Fernando Pérez verstehen, wenn er sagt: "Seit viereinhalb Jahren wohne ich jetzt hier, und ich stehe jeweils bei Tagesanbruch auf, und das Erste, was ich dann tue, ist, einfach ein paar Minuten am Fenster zu stehen, auf diese Stadt zu schauen und zu staunen."

Geri Krebs in: Freitag 26.11.2003


Sinfonie einer anderen Großstadt

Unablässig dreht sich der Leuchtturm von Morro und wirft sein scharfes Licht auf eine Stadt im Dämmerzustand - Havanna erwacht. Für Filmemacher Fernando Pérez besteht seine Stadt nicht nur aus sandfarbenen, verfallenden Bauten, dem Untergang der einstigen Prachtstraße Prado oder dem Kai, an dem sich Wellen wütend brechen. Havanna, das heißt für ihn vor allem: Musik und Menschen - auf Film vereint, mit Tönen umarmt, mit Liebe betrachtet.

Eine Maschine stampft, und ein Schornstein raucht; Tüten knistern, ein Hund hechelt, und ein Mann hämmert. Ein einziges Klingen, Scheppern, Rauschen, Dröhnen, Stampfen, Fauchen. Perez' "Suite Havanna" ist die mittelamerikanische "Sinfonie einer Großstadt" unter dem gleißenden Gelb der kubanischen Sonne, gedreht mit dem Schweiß der Schuhmacher, dem Lächeln der Kinder in Schuluniform und dem faltenreichen Antlitz alter Menschen vor Fernsehern, in denen viele Fahnen geschwungen werden.

Pérez erzählt die Geschichte einer Stadt in den Geschichten einzelner Menschen, den "Habaneros", die Francisquito heißen, Ivan oder Norma, Juan Carlos oder Waldo. Es geht um ihren Alltag in den lichten Momenten des gleißenden Tages, bevor die Dämmerung des Abends den Grauschleier des Morgens wieder auffängt.

Eberhard von Elterlein in: Die Welt 25. November 2004

Letzte Bearbeitung VP 14.5.2005





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