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EL MÉGANO

DAS KÖHLERDORF

Julio García Espinoza, Tomás Gutiérrez Alea, Cuba, 1955

20 Min., s/w, Dokumentarfilm

Inhalt

"Dieser Kurzspielfilm handelt von einem Sumpfgebiet östlich von Batabáno, El Mégano genannt. Dort leben Köhler und Holzarbeiter, die, bis über die Brust im schlammigen Wasser stehend, nach Material für Kohlenmeiler suchen. Bilder von einem spielenden Mädchen, einem alten Mann, der nach der Arbeit auf einer Gitarre spielt, oder von dem Alltag der Frauen in dieser elenden Ansiedlung unterstreichen die soziale Anklage dieses Films, die zum Protest wird, wenn sich die Hand eines Köhlers, der gerade einige Kreditscheine als Bezahlung für eine LKW-Ladung Holzkohle bekommen hat, zur Faust ballt, oder wenn die Frau des Köhlers das fröhliche Winken einer im Kahn vorbeifahrenden Jagdgesellschaft anfangs beantworten will, aber ihre Geste plötzlich erstirbt, als ihr Blick auf das steinerne Gesicht ihres Mannes fällt. Der Film wurde nach einer einmaligen Vorführung von der Batista-Polizei verboten, Regisseure und Kameramann wurden verhaftet."
Peter B. Schumann: Kino in Cuba - 1959-1978 Westdeutsche Kurzfilmtage Oberhausen (Hrsg.) Frankfurt am Main 1980, S. 94f.

"(...) EL MÉGANO (DAS KÖHLERDORF) aus dem Jahre 1955 gilt heute als der Ausgangspunkt für das Neue Cubanische Kino, ein Dokumentarfilm über Leben und Arbeit der Köhler im Zapata-Sumpfgebiet, südlich von Havanna. EL MÉGANO wurde von der Polizei der Batista-Diktatur beschlagnahmt und Julio García Espinosa wurde verhaftet. Eine kleine Anekdote begleitet EL MÉGANO. 1959 präsentierte die Crew den Film Che Guevara. Als er ihn gesehen hatte, bemerkte er: "Und Batista erschrak sich also so über die Maßen, als er diesen Film zu sehen bekam?" In einem Memorandum zum 40. Jahrestag des Filmsbemerkt Julio García Espinosa: »Der Che hatte recht. EL MÉGANO war im nachhinein gesehen nicht mehr als ein kleiner Film. Was wurde denn realiter gezeigt? Eigentlich nur Arbeiter, die Holz aus dem Sumpf holen, um es dann zu Holzkohle zu brennen. Dabei stehen sie den ganzen Tag im Wasser. Die unzureichenden Arbeitsbedingungen und die schlechte Bezahlung dokumentieren ihre Ausbeutung. Am Ende ist die anstehende Revolte spürbar, doch sie wird nicht manifest. Möglicherweise muß die Frage nach der Art und Weise, wie etwas gezeigt wird, vorrangig gestellt werden: Kaum Dialoge, Arbeit mit Laiendarstellern, natürliches Licht. Die Drehzeit betrug circa ein Jahr, denn man konnte mit den Darstellern nur sonntags drehen.« Der italienische Neorealismus des Cesare Zavattini war für García Espinosa der Dreh- und Angelpunkt für seine Art, Filme zu machen. Zavattini war der gemeinsame Lehrer von Tomás Gutiérrez Alea und Julio Espinosa im 'Centro Sperimentale di Cinematografía' zu Rom (mit von der Partie waren ebenfalls Fernando Birri und Oscar Torres). Die Mitglieder der Kulturvereinigung 'Nuestro Tiempo' (Unsere Zeit) glaubten an den Neorealismus: Sie versuchten, Filme und Theorie des italienischen Neorealismus zu verbreiten. Der Theorie jedoch überdrüssig, begannen sich Tomás Gutiérrez Alea, Alfredo Guevara, José Massip und Julio García Espinosa der Wirklichkeit des Filmemachens zu stellen. Sie waren davon überzeugt, daß der Neorealismus über die besten Erfahrungen verfügte, um die Entstehung eines authentischen nationalen Kinos in die Wege zu leiten. (...)"

Ute Mader in: ILA-Info, Nr. 189, Oktober 1995, S. 14



Letzte Bearbeitung VP 29.1.2016

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